Jazzige Frischzellenkur – Wiesbadener Kurier

Christmas Moments with Friends - Landes Jugend Jazz Orchester - Kurhaus Wiesbaden (12 Motive)

Weihnachtslieder mal anders, nämlich jazzig, funky und swingend, präsentieren die jungen Musiker des Landes Jugend Jazz Orchesters Hessen im Wiesbadener Kurhaus. Foto: RMB/Joachim Sobek

Kurhaus Wiesbaden Landes Jugend Jazz Orchester präsentiert sich auf höchstem Niveau

Von Herbert Heil WIESBADEN — Warum nicht Weihnachtslieder mal ganz anders singen und spielen? Im Zaissaal des Kurhauses gab es eine Kostprobe und den Beweis, dass deutsches Liedgut auch im Jazzgewand wunderschön klingen kann. Und wenn das ganze dann noch von einer Vorzeigeband wie dem Landes Jugend Jazz Orchester Hessen unter seinem umtriebigen Bandleader Wolfgang Diefenbach dargeboten wird, ist der Erfolg programmiert. Jedenfalls waren die Karten für den Abend „Christmas Moments with Friends“ im Nu weg, sodass man sich entschloss, ein Pre-Konzert am Nachmittag voranzustellen. Und für alle Beteiligten, Musiker wie Publikum, sollte es eine unvergessliche Soundreise ins Land des Jazz, des Swing, Soul und Funk werden. Die Truppe bot, der Zeit entsprechend, Weihnachtsklassiker wie „Jingle Bells“ – in einem wunderschönen Glenn-Miller-Arrangement, eine A-cappella-Version von „A Child is Born“ aus der Feder von Quincy Jones oder „Santa Claus is coming to Town“. „Joyful, Joyful“, Beethovens 9. Symphonie entlehnt und vielen aus dem Film „Sister Act“ als Gospelsong bekannt, läutete das Finale ein. Es folgte das „Hallelujah“ aus Händels Messias, sehr funky bearbeitet wiederum von Quincy Jones, und sogar „O Tannenbaum“ erhielt eine jazzige Frischzellenkur, wobei das Publikum kräftig mitsingen durfte. Und so ging es weiter durchs Programm.

Deutsche Weihnachtslieder

Das kammermusikalischste Stück des Abends war gewiss die Rilke-Gedicht-Vertonung „Advent“ („Es treibt der Wind im Winterwalde…“). Als Zugaben dann noch „Stille Nacht, Heilige Nacht“ und „O du fröhliche“, die deutschen Weihnachtslieder schlechthin. Das Landes Jugend Jazz Orchester wurde 1985 von dem Flötisten und Saxofonisten Wolfgang Diefenbach mit dem Ziel gegründet, hochbegabten Nachwuchsmusikern eine professionelle Big-Band-Ausbildung auf höchstem Niveau zu ermöglichen. Im Laufe von 30 Jahren haben insgesamt über 1000 Musiker diese Talentschmiede durchlaufen, und viele renommierte Musiker sind aus dem Ensemble hervorgegangen, die heute eigene Bands haben oder etwa in der HR-BigBand spielen. Und keiner ist älter als 24 Jahre, denn mit 25 müssen sie raus aus der Band. Fantastische Burschen und Mädels hat das Orchester in seinen Reihen. Nicht von ungefähr zählt die Band zu den besten Jugend-Jazzorchestern in ganz Europa. Gespielt wird in der traditionellen Big-Band-Besetzung mit einem Bläsersatz aus fünf Trompeten, vier Posaunen und fünf Saxofonen sowie der mit vier bis fünf Musikern besetzten Rhythmusgruppe. Diefenbachs „Junge Wilden“ meistern die ausgefeilten, äußerst anspruchsvollen Arrangements mit bemerkenswerter Souveränität. Erschienen im Wiesbadener Kurier am 28. Dezember 2015. Mit freundlicher Genehmigung.